Von netten Orten und netten Menschen – so kann es weitergehen

Ganz nach unserem neuen Motto „Nachtfahrten sind der beste Weg zu Reisen“ machten wir uns gegen 17:00 Uhr auf dem Weg Richtung Tankstelle. Es war wenig Wind angesagt und wir wollten auf jeden Fall mit vollen Tanks losfahren. Da die Blackfield über einen 270 l Dieseltank verfügt, dauert das Betanken entsprechend, zumal der Automat immer nur Beträge bis zu 150 Euro erlaubt.

Eine Dreiviertelstunde später und 200 Euro ärmer empfing uns ein ruhiger Ärmelkanal. Einer angenehmen Nachtfahrt stand nichts im Wege. Wie immer befanden sich auch hier in Küstennähe die Stellnetze der Fischer, die schon dem ein oder anderem Segler zum Verhängnis wurden. Aus diesem Grund segeln wir nur bei Tageslicht in Küstennähe und fahren bei Nachtfahrten sehr weit raus. Die kleinen Markierungsbojen sind im Dunkeln nicht zu erkennen. Diese zusätzlichen Probleme braucht kein Mensch.

Rund 112 Seemeilen lagen vor uns. Mittlerweile hat sich eine Routine an Bord eingespielt, die gut funktioniert. Leider war es nachts immer noch sehr kalt, aber der Anblick der untergehenden Sonne entschädigt auf jeden Fall.

Wie ist das Wetter in der Normandie? – Diese Frage beantworten die Normannen gern mit einem wissenden Lächeln und dem Satz „In der Normandie ist es mehrmals täglich schön“. 

Nach 19 Stunden näherten wir uns dem zweitgrößten künstlichen Vorhafen der Welt. Es ist schon eine beeindruckende Vorstellung, dass in der 9 km langen Reede einst die Titanic vor Anker lag. Geschichte pur.

In Cherbourg findet man dementsprechend auch einige interessante Museen. Für uns sind diese Besuche immer etwas schwierig, da wir die Hunde nicht allein auf dem Schiff lassen möchten. Mal sehen, ob sich dies mit der Zeit noch ändern wird .

Erst einmal freuten wir uns über den wunderbaren Hafen, zumal wir als TO-Mitglied einen Rabatt von 20 % auf die Hafengebühr erhielten. Da hat sich die Mitgliedschaft schon bezahlt gemacht. Für Don und Monthy war es ein „kleines“ Paradies. Direkt am Hafen befindet sich eine große Auslaufwiese und ein netter Park. Nach der langen Fahrt waren sie froh, etwas mehr Auslauf zu haben.

Blick vom Liegeplatz

Am nächsten Tag erkundeten wir die Innenstadt. Vom Hafen aus sind es nur wenige Gehminuten. Auch wenn die Stadt unter Coronabedingungen leidet, gefiel uns ihr Charme und Flair. Immer mehr hatten wir das Gefühl von Urlaub. Vor allem fiel uns auch hier wieder auf, wie freundlich die Franzosen sind. Überall wird man gegrüßt und angelächelt …

Hunde auf Reisen

Langsam wurde es Zeit, sich mit den Reisebedingungen für die Hunde näher zu beschäftigen. Leider findet man im Netz nicht viel Informationen für Reisen außerhalb der EU. Stundenlang stöberte ich im Internet und es wurde klar, unsere Reise würde durch die Hunde um Einiges schwieriger. Nicht nur, dass wir einige Länder wie Großbritannien mit dem Segelboot nicht bereisen können, werden wir andere Länder wegen fehlender Infrastruktur was Amtstierärzte angeht, von unserer Liste streichen müssen.

Natürlich habe ich in Deutschland mit unserem Tierarzt viele Dinge durchgesprochen. So hat er für Don und Monthy eine eigene Reiseapotheke mit den wichtigsten Medikamenten zusammengestellt. Aber einige andere Dinge konnten wir einfach in Deutschland nicht regeln.

Von einer anderen Seglerin habe ich den Tipp erhalten, die beiden noch auf dem Festland gegen Leishmaniose impfen zu lassen. In Deutschland war diese Impfung nicht möglich und auch auf den Kanarischen Inseln kann man den Impfstoff nicht überall erhalten.

Zum Glück haben wir in eine Tierarztpraxis in der Nähe gefunden, die den Impfstoff noch vorrätig hatte und so konnten Don und Monthy 3 Tage später gegen Leishmaniose geimpft werden. Haken gesetzt.

Bretagne wir kommen

Das Wetter wurde zunehmend besser. Endlich konnten wir nicht nur unseren Feierabend im Cockpit genießen, sondern sogar draußen arbeiten. Genauso hatten wir uns unser Leben vorgestellt.

Der einzige Wermutstropfen war, dass der nächste Zielhafen rund 175 Seemeilen entfernt lag und dies eine Strecke von ca. 30 Stunden bedeutete.

Sicherlich fragst du dich, warum wir nicht, wie ursprünglich geplant, einfach an einer schönen Ankerbucht Halt machen oder die Kanalinseln anfahren?

Leider ist beides für uns nicht möglich.

Zum einen, ist eine Einreise mit Hunden auf den Kanalinseln genauso wie in Großbritannien nur per Fähre, Flugzeug, Zug oder Auto möglich. Eine Einreise mit dem eigenen Boot ist nicht gestattet. Zum anderen können wir es nicht riskieren, auf einer noch so schönen Insel kein schnelles Internet zu haben. Ergo blieb für uns nur die Möglichkeit, die lange Strecke in Kauf zu nehmen und direkt nach Brest zu fahren.

Tja, das fällt wohl unter „Verlassen der Komfortzone“. Aber davon nächstes Mal mehr …

FAZIT

  • Egal, ob im Supermarkt, beim Hafenmeister, beim Tierarzt oder auf der Straße bisher begegnen uns nur sehr freundliche und hilfsbereite Franzosen.

  • Tierarztbesuche werden eine Konstante auf unserer Reise sein.

  • Aufgrund der Hunde wird es kaum möglich sein, unsere Reiseroute kurzfristig zu ändern. Einen Vorlauf von 2 bis 3 Wochen müssen wir grob einplanen.

  • Wir müssen uns damit arrangieren, dass das tägliche Arbeiten unsere Sightseeing-Aktivitäten deutlich einschränken.

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