Mut steht am Anfang des Handels, Glück am Ende! – oder warum man manchmal alles für einen Traum riskiert, den keiner außer einem selbst sieht ….

Hast du auch schon einmal dein ganzes Leben auf den Kopf gestellt? Wenn ja, wirst du das Gefühlschaos kennen, das uns die letzten 12 Monaten heimgesucht hat. Ein Jahr voller Emotionen!

Vorfreude und Ängste; Euphorie und Überforderung gaben sich die Klinke in die Hand. Schließlich mussten wir unseren großen Traum vom „Blauwasserleben“ als Plan umsetzen. Dies war kein einfaches Unterfangen…

Der Einfachheit halber hole ich etwas aus….

Alles begann mit dem Kauf unserer kleinen Fleche d’Or, einer Etap 30, im Jahr 2015. Eigentlich sollte sie nur ein schöner Rückzugsort für die Wochenenden sein. Schnell merkten wir, dass uns das Leben an Bord ausgezeichnet gefällt. Selbst auf nur 9,50 m kamen wir gut miteinander aus. Konnte daraus nicht mehr werden?

Ein Traum nimmt Gestalt an

Wir fingen an, im Internet zu recherchieren. Gibt es Segler, die auf dem Boot leben? Wovon leben sie? Was kostet eine Weltumseglung?

Ich kann dir sagen, wenn du erst einmal anfängst, bei YouTube zu suchen … Es kann dein Leben verändern! So zumindest erging es uns…

Unser Traum vom „Blauwassersegeln“ war geboren. Doch wie setzen wir diesen Traum um?

Die nächsten Monate verfolgten wir virtuell andere Pärchen, die unseren Traum schon lebten. Ganz nach dem Motto,

Wenn sie es geschafft haben, dann schaffen wir es auch!

Sicherlich ist dir folgendes Gefühl bekannt: Du schaust dir irgendwelche Fitnessvideos an und fühlst dich gleich sportlicher, denn es sieht einfach alles soo leicht aus … Genauso haben wir es empfunden.

Doch es ist eins, anderen bei der Reise zuzuschauen und etwas ganz anderes, dies selbst zu tun. Schnell merkten wir, wir müssen uns einen festen Abreisetermin setzen. Sonst sagen wir in 10 Jahren immer noch, wir fahren in 10 Jahren los ….

Ein Ziel ist ein Traum mit Termin

Der Plan stand. In 1.500 Tagen sollte es losgehen. Ein Maßband in der Küche half uns, unser Ziel fest im Auge zu halten.

In den nächsten Jahren bekam das Konsumieren eine andere Bedeutung. Bei jeder Anschaffung fragten wir uns: „Können wir das auf dem Boot gebrauchen?“ Wir haben noch nie so wenig Geld für unwichtige Dinge wie Schuhe, Kleidung, Equipment etc. ausgegeben. Wir sparten uns „reich“ …

Na ja, nicht ganz … Schließlich hatten wir zwischenzeitlich die BLACKFIELD gekauft …

Siebenmeilenstiefel

Carsten und ich gehören nicht gerade zu den geduldigsten Menschen. Deswegen war es nur natürlich, dass irgendwann die Frage aufkam, „Sollen wir uns nicht ein Jahr früher auf dem Weg machen?“ Was sprach dafür und was dagegen? Sicherlich kannst du erraten, dass die Pro-Seite überwiegte … Und so beschlossen wir Weihnachten 2019, im Mai 2021 mit unserem Abenteuer zu starten.

Leider fing unser Traum jetzt an, anstrengend zu werden …. Eine genaue zeitliche Planung aller anstehenden Aufgaben musste her. Schließlich durften wir nichts vergessen. Von nun an war unsere Planungszeit endlich!

Die To-do-Liste wurde immer länger. Mit MeisterTask versuchten wir, die Aufgaben zu strukturieren und in einen zeitlichen Rahmen zu setzen. Unserer Lieblingsbeschäftigung „Prokrastinieren“ konnten wir jetzt nicht mehr frönen …. Jetzt hieß es: „Backen zusammenkneifen …“

Für unser autarkes Leben mussten wir noch Einiges kaufen und installieren. Schließlich kommt der Strom demnächst nicht aus Steckdose und Trinkwasser nicht aus dem Wasserhahn.

Vorfreude ist die schönste Freude, oder etwa nicht?

Das Frühjahr 2020 nutzten wir, um unser neues Leben vorzubereiten. Jeden Tag kamen neue Pakete an. Es war fast wie Weihnachten. Nur etwas teurer.

Zum Glück konnten wir auch während der Coronazeit nach Makkum, um an den Wochenenden die verschiedensten Dinge einzubauen. Letztendlich sollte alles bis zu unserem geplanten Shakedown-Törn im Juli funktionieren.

Und wieder bewahrheitete sich leider der Spruch

Bootsprojekte dauern 3x so lange und sind 3x mal so teuer wie geplant.

Aber das kannten wir ja bereits.

Von ambitionierten Plänen und der Realität

Für unseren Shakedown-Törn hatten wir 7 Wochen Zeit. Carsten hatte genau Vorstellungen, wie der Törn ablaufen sollte.

Du musst wissen, auf einem Shakedown-Törn überprüft man, ob das Schiff für die Langfahrt vorbereitet ist. Ob das verbaute Equipment so funktioniert wie es soll. So weit war ich mit dem Ziel unserer Reise einverstanden … Leider waren Carstens Vorstellungen sehr ambitioniert.

Er stellte sich vor, bis in die Süd-Bretagne zu fahren. Vor traumhaften Kulissen vor Anker zu liegen, morgens zu arbeiten und am Nachmittag etwas schwimmen und schnorcheln zu gehen. Oder mit den SUPs oder dem Dinghy an Land zu fahren und mit den Hunden spazieren zu gehen.

Na ja, was jetzt kommt, kennst du vielleicht aus unserem Überführungstörn

Die Realität sah natürlich ganz anders aus.

Das Wetter war so schlecht, dass wir die Abreise schon um mehrere Tage verschieben mussten. Aus den 7 Wochen wurden 6 und die Süd-Bretagne rückte in die weite Ferne.

Es hat einige Zeit gedauert, bis Carsten von seinen Vorstellungen Abstand nehmen konnte. Erst dann konnten wir die Zeit wirklich genießen. Aber diese Reise lehrte uns, Pläne immer wieder zu überdenken.

Segler-Bubble

Zum Glück startete der Trans-Ocean-Verein, bei dem wir schon seit Jahren Mitglied sind, Zoom-Meetings für die „Losfahrer“. Über Wochen trafen wir uns virtuell jeden Dienstag und Donnerstag mit anderen Seglern. Wir tauschten uns über verschiedene Themen aus. Es ist schön, eine Community zu haben, die ähnlichen oder gleichen Ziele verfolgt. Wir fühlten uns nicht mehr so allein …

Durch die Vorträge haben wir uns Wissen angeeignet, von dem wir vorher gar nicht wussten, dass wir es nicht haben … Was leider manchmal auch erschreckend war. Vielleicht sind wir doch in mancher Hinsicht recht naiv…

Die Tage sind gezählt

Unser Maßband schrumpfte schneller, als uns manchmal lieb war. Immer öfter kamen Befürchtungen auf. Haben wir wirklich an alles gedacht? Haben wir alles gekauft, was wir noch verbauen müssen? Können wir auf dem Boot auch arbeiten? Wird die errechnete Energiebilanz aufgehen? Emotional keine einfache Zeit…

„Downsizing“ hieß die Devise. Meine frühere Tätigkeit als Ordnungscoach half mir sehr dabei, unser Leben zu reduzieren. Sich auf das zu fokussieren, was man wirklich benötigt. Und ja, man kann auch Schuhe reduzieren – auch wenn es anfangs schwerfällt. Aber ein Sortiment „Flip-Flops“ kann über die Trauer hinweghelfen.

Langsam fingen wir an, vom alten Leben Abschied zu nehmen. Auch von ganz banalen Dingen wie dem Lieblingsfriseur oder dem Onlinebestellen … raus aus der Komfortzone, rein ins – ja worein? Ins „Glück“? Aber waren wir vorher nicht glücklich? – Doch auf jeden Fall…. Deswegen rein ins „neue Leben“. Denn „Blauwasserleben“ ist eine Lebensart, ein Lebensstil. Kein Urlaub, keine Momentaufnahme. 

Für unseren Traum haben wir viel aufgegeben, ein Haus, Autos …. Die „Nähe“ zur Familie, zu den Kindern … Aber es ist schön zu sehen und zu hören, dass alle stolz auf uns sind und unseren Umbruch als inspirierend empfinden. Wenn wir das können, können sie ihr Leben auch noch einmal im „Alter“ überdenken. Es schön, eine Art Vorbild zu sein.

FAZIT

  • Wir müssen lernen, unsere Pläne den Umständen anzupassen. Wind und Wetter bestimmen demnächst unser Leben.

  • Behörden können sehr kooperativ sein.

  • Wir waren doch ziemlich erstaunt, dass einige Menschen dachten: „Warten wir es mal ab, ob sie das wirklich machen.“

  • Onlinehandel hat seine Berechtigung.

  • Wir können disziplinierter sein, als wir dachten.

  • Es ist ein superschönes Gefühl, Vorbild zu sein.

  • Vielleicht können wir andere Menschen ermutigen, sich auch auf dem Weg zu machen.

  • Wir haben mal wieder unser ganzes Leben auf den Kopf gestellt und es hat sich gelohnt.

  • Wenn man ein gemeinsames Ziel hat, wird alles andere nebensächlich.

  • Alle Träume können wahr werden, wenn wir den Mut haben, ihnen zu folgen.

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