Eine Reise durch Martiniques unberührten Nordosten 

Anders als viele andere Segler reisen wir sehr langsam. Dies hat mehrere Gründe: Zum einen arbeiten wir – mal mehr, mal weniger – und zum anderen bremsen uns die verschiedenen Einreisebestimmungen der einzelnen Inseln für Don und Monthy ganz schön aus.

Es gibt allerdings Schlimmeres, als „gezwungen“ zu sein, länger auf einer Karibikinsel zu verweilen. Wir nehmen es gelassen und nutzen die Gelegenheit, tiefer in die Kultur der Insel und ihrer Bewohner einzutauchen.

Dieses Mal zog es uns zur Atlantikseite Martiniques, eine Gegend, die wir mit unserem Boot lieber meiden. Von unserem Ankerplatz in St. Anne im Süden starteten wir mit einem Mietwagen nach Fort-de-France. Die Qualität der Straßen entspricht europäischem Niveau, und die Fahrt zur Hauptstadt gleicht einer Autobahnreise – außerhalb der Stoßzeiten fließt der Verkehr problemlos. 

Ab in den Regenwald

In Fort-de-France verließen wir die „europäischen“ Straßen. Eine schmale Straße schlängelt sich nun hoch hinauf in die Berge, immer tiefer in den Regenwald. Obwohl wir mittlerweile an die üppige Vegetation gewöhnt sind, beeindruckt uns die Größe der Pflanzen immer wieder aufs Neue.

Regenwald

Wir hatten geplant, den Jardin de Balata zu besuchen, einen botanischen Garten mit einer Sammlung von über 3.000 tropischen Pflanzenarten. Viele Segler hatten uns von diesem eindrucksvollen Ort vorgeschwärmt. Doch leider ist der Besuch mit Hund nicht möglich – ein Punkt, an dem das Reisen mit Hunden seine Grenzen zeigt.

Stattdessen ging es weiter zum Bergort Le Morne-Rouge, gelegen am Fuße des Montagne Pelée, dem höchsten Berg auf Martinique. Der Ort ist bekannt für seine schöne Kirche, Notre-Dame-de-la-Délivrande, gegründet 1895, mit einer beeindruckenden Freske in der Apsis.

Eigentlich könnten wir von hier aus eine Wanderung auf den Monte Pelée starten, aber wir nutzen die Anwesenheit unserer Hunde gerne als Ausrede für eine entspanntere Tagesgestaltung…

Notre-Dame-de-la-Délivrande
Notre-Dame-de-la-Délivrande
Notre-Dame-de-la-Délivrande, Freske in der Apsis
Freske in der Apsis

Erinnerung an die Sklaverei

Unsere Route führte uns weiter zur Habitation Pécoul, einer historischen Plantage im Norden von Martinique, in der Gemeinde Basse-Pointe.

Die Habitation Pécoul hat eine lange Geschichte, die bis in die Kolonialzeit zurückreicht. Sie wurde im 18. Jahrhundert gegründet und diente zunächst als Zuckerrohrplantage, auf der Sklaven arbeiteten. Später wurde die Plantage auch für den Anbau von Kakao und Kaffee genutzt. 

Heute zeugen die historischen Gebäude, wie das Herrenhaus und die alten Wirtschaftsgebäude, von der kolonialen Vergangenheit der Plantage. Leider galten auch hier Coronabestimmungen und so war unser Besuch kurz. Nach einem Spaziergang durch den Garten bat man uns freundlich, das Grundstück zu verlassen. Doch der Ort bleibt ein wichtiger Zeuge der Geschichte der Sklaverei auf Martinique.

Das Highlight: Rum Destillerie Besuch

Keine Karibikreise ist komplett ohne den Besuch einer Rumdestillerie. Auf Martinique gibt es einige und so hat man die Qual der Wahl. Wir entschieden uns für Rhum JM, da sie fast auf dem Weg lag. 

Der Weg dorthin war abenteuerlich. Eine schmale Straße in den Regenwald. Nach einer holprigen Fahrt konnten wir das Gelände von Rhum JM eingebettet in wilder Vegetation erkennen. Was für ein Anblick…

Blick auf Rhum J.M.
Blick auf die Rhum J. M Distillerie

Als wir den Parkplatz erreichten, sind wir überwältigt, die Destillerie liegt inmitten einer wunderschön angelegten Gartenanlage. Alles ist sauber und äußerst gepflegt.

Aber viel wichtiger war der Besuch der eigentlichen Destillerie. Rhum JM bietet einen sehr informativen Rundgang durch die Gebäude an. Hier erfährt man von der Zuckerrohrernte bis zur Herstellung des Rums alles. Da bei unserem Besuch auch hier noch Coronaauflagen herrschten, wurde keine geführte Tour angeboten. Leider waren die bereitgestellten Informationen nur auf Französisch verfügbar, aber es war trotzdem sehr interessant.

Der Weg ist das Ziel

Brücke auf dem Weg nach  Grand’Rivière

Auf dem Rückweg beschlossen wir, die Küstenstraße entlang der Atlantikseite zu nehmen. Die Fahrt führte uns durch kleine Ortschaften und vorbei an unberührter Natur. Der Nordosten Martiniques ist deutlich weniger touristisch geprägt als die Westküste, was man an der Ruhe und Ursprünglichkeit der Landschaft spürt.

FAZIT

Martinique hat uns wieder gezeigt, dass jede Ecke der Karibik ihre eigenen Schätze birgt. Und obwohl wir viele davon aufgrund unserer Hunde nicht in Gänze erkunden können, ermöglicht uns das langsame Reisen, eine tiefere Verbindung zur Insel und ihren Menschen aufzubauen. So bleibt uns Martinique in Erinnerung – als ein Ort, der uns lehrte, dass das Ziel manchmal wirklich im Weg liegt.

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