Grenada: Liebe auf den 1. Blick – karibische Heimat in St. George’s

Unsere erste Hurrikansaison stand vor der Tür. In der Zeit vom 1. Juni bis zum 30. November sollten sich Segelboote nicht in dem Hurrikangürtel aufhalten. Unser Plan war es, über Grenada weiter nach Curacao zu segeln, um dort die Hurrikansaison abzuwettern.

Ungeplante Wende: Unsere Ankunft in Grenada

Blick auf St. George's vom Wasser aus.
Blick auf St. George’s vom Wasser aus.

Aber wie schon so oft auf unserer Reise: „Pläne von Seglern sind bei Ebbe in den Sand geschrieben …“ Auch dieses Mal, wie zuvor in Brest hatte es aber einen positiven Grund …

Da das Genehmigungsverfahren für die Einreise mit Don und Monthy nicht ganz stressfrei war, wollten wir auf Nummer sicher gehen und hatten einen Platz in der Port Louis Marina gebucht. Idealerweise befinden sich Customs und Immigrations direkt in der Marina.

Port Louis Marina: Unser Zuhause auf Zeit

Bereits beim Anlegen wurden wir von den Marina-Mitarbeitern sehr freundlich und hilfsbereit empfangen. Dieses Gefühl hatten wir das letzte Mal in der Marina in Baiona

Die Marina selbst ist ein kleines Juwel. Für uns die schönste Marina, die wir bisher besucht haben. Alles ist sauber, mit liebevoller Pflege für jedes Detail. Die Angestellten sind freundlich und alles läuft unkompliziert. 

Auf dem Grundstück befinden sich u. a. zwei Restaurants und ein kleiner Pool, den wir morgens ausgiebig genutzt haben. Wir haben uns sofort rundum wohlgefühlt. 

Außerdem erhält man von der Marina auf Wunsch einen eigenen Router, sodass man kostenloses Highspeed Internet am Bord hat. Ein Luxus, den wir so nicht erwartet hätten. Besser ging es nicht. 

Es wurde schnell klar: Anstatt nach Curacao weiterzusegeln, würden wir die Hurrikansaison auf Grenada verbringen. Die Entscheidung fühlte sich überraschend richtig an – ein unerwartetes Gefühl von Frieden und angekommen sein, inmitten der Unsicherheit.

Auf Entdeckungstour in St. George’s

Von der Marina kann man St. George’s, die Hauptstadt von Grenada, bequem zu Fuß erreichen. Der Weg führte uns entlang der schönen Bucht.

St. George’s gefällt uns unheimlich gut. Mit ihrer malerischen Lage an der Bucht und umgeben von steilen Hügeln bietet sie einen der schönsten Stadtblicke in der Karibik. 

Die Stadt ist quirlig und etwas Besonderes. In den engen Gassen stehen überall Händler und bieten ihre Waren an, ohne aufdringlich zu sein. Der große Markt und die Fischhalle sind ein Paradies für alle, die lokale Produkte und Kunsthandwerk lieben. Es herrscht eine warme und freundliche Atmosphäre. Die Menschen hier begrüßen jeden mit einem Lächeln. Es ist ganz anders, als wir es von den Hauptstädten der französischen Inseln gewohnt sind. Alles ist unheimlich entspannt. Hier fühlt man den karibischen Move. Überall ist die Geschichte von St. George’s und Grenada spürbar, von den gut erhaltenen Forts, die über die Stadt wachen, bis zu den zahlreichen historischen Stätten, die Geschichten aus vergangenen Zeiten erzählen.

Geschichte und Widerstandskraft: Fort George

Ein Besuch des Fort George bietet nicht nur einen Einblick in die koloniale Vergangenheit der Insel, sondern auch atemberaubende Ausblicke über die Hauptstadt sowie über den Hafen und die angrenzende Küste und das Meer.

Fort George, von den Franzosen im frühen 18. Jahrhundert erbaut, diente im Laufe seiner Geschichte sowohl militärischen als auch zivilen Zwecken. Es spielte eine wichtige Rolle in den verschiedenen militärischen Konflikten der Region und auch während interner Unruhen und Revolutionen diente das Fort als strategischer Punkt.

Im Jahr 1983 war Fort George Schauplatz eines tragischen Ereignisses in der modernen Geschichte Grenadas. Maurice Bishop, der damalige Premierminister von Grenada, der durch einen Staatsstreich an die Macht gekommen war, wurde zusammen mit mehreren seiner Anhänger auf dem Gelände des Forts hingerichtet. Diese Ereignisse waren Teil der Krise, die zur US-geführten Invasion Grenadas führte.

Grenada und die Kraft der Natur: Hurrikan Ivan

Grenada hat im Laufe ihrer Geschichte mehrere schwere Hurrikane erlebt, von denen der verheerendste Hurrikan Ivan im Jahr 2004 war. Die Insel liegt in einem Gebiet, das während der atlantischen Hurrikansaison von Juni bis November anfällig für tropische Stürme und Hurrikane ist.

Hurrikan Ivan, der im September 2004 auf Grenada traf, war einer der stärksten und zerstörerischsten Stürme in der Geschichte der Insel. Ivan erreichte die Kategorie 3, als er über Grenada hinwegfegte, und hinterließ eine Spur der Verwüstung. Die Infrastruktur von St. George’s und weite Teile Grenadas erlitten erhebliche Schäden. Schätzungen zufolge waren 90 % der Inselgebäude beschädigt, einschließlich Wohnhäuser, Schulen, Krankenhäuser und die historische Nutmeg Processing Facility, die ein wichtiger Teil der Wirtschaft Grenadas ist.

Die Auswirkungen von Hurrikan Ivan auf Grenada waren tiefgreifend:

  • Dutzende Todesopfer und zahlreiche Verletzungen waren zu beklagen.
  • Zehntausende Menschen wurden obdachlos.
  • Die landwirtschaftliche Produktion, einschließlich der für die Insel lebenswichtigen Muskatnuss- und Kakaoernten, erlitt schwere Einbußen.

Nach Ivan wurden umfangreiche Anstrengungen unternommen, beschädigte historische Gebäude zu restaurieren und wieder aufzubauen. Eines von ihnen ist die St. Andrews‘ Kirk. Hier kann man die Auswirkungen und die Kraft von Ivan eindrücklich sehen.

Die Wiederherstellung der Infrastruktur und der Wiederaufbau dauerten Jahre und erforderten erhebliche internationale Hilfe und Investitionen.

Die Frequenz direkter Treffer durch einen Hurrikane auf Grenada ist nicht so hoch wie in einigen anderen Karibikregionen, aber die Insel bleibt während der Hurrikansaison gefährdet.

Fazit

Wir wussten, in der Hurrikansaison werden wir ein halbes Jahr an einem Ort „festhängen“. Dass es eine so schöne Marina in einer so freundlichen Umgebung werden wird, haben wir uns nicht vorstellen können. Aber so ist es. 

Mittlerweile haben wir hier unsere zweite Hurrikansaison verbracht, sodass wir über ein Jahr auf Grenada gelebt haben. Grenada und insbesondere die Marina sind uns ans Herz gewachsen und wir würden auch jede weitere Saison hier verleben wollen. 

Grenada fühlt sich für uns wie ein Stück Heimat in der Karibik an. Der Aufenthalt hier hat uns verändert. Unsere Sicht auf die Welt hat sich in so vielen Aspekten verändert.
Ganz besonders gefällt uns das Liming. Es ist ein fester Bestandteil des sozialen Lebens und trägt zur einzigartigen, herzlichen und einladenden Atmosphäre bei. Und falls du dich fragst, was „liming“ bedeutet, hier die Definition: 

Der Begriff fängt die Essenz des karibischen Lebensgefühls ein, bei dem es darum geht, sich Zeit zu nehmen, das Leben zu genießen und Stress abzubauen.

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